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Craft Beer / Art / Work


zythosCraft Beer ist Kunst! Kunst ist immer eine Mischung aus Handwerk und Kreativität. Eine Symbiose aus einer Idee und der Fertigkeit, diese auch praktisch umzusetzen. In den Bieren der Szene schmeckt man das im Ergebnis. Weit ab vom glattgebügelten Allerweltsgeschmack der Industrie kreieren die Craft Brewer neue Interpretationen von Bier. sie mälzen, maischen, kochen, stopfen, alles um am Ende mit einem Produkt dazustehen, was zu überraschen weiß. Dabei spielt es keine Rolle, ob bestimmte Geschmacksmuster besonders präzise herausgearbeitet werden oder ein komplexes, vielschichtiges Aromenspiel erzeugt werden soll. Der Prozess bleibt der Gleiche: Idee, Wissen, Handwerk, Ergebnis.

Bei diesem künstlerischen Ansatz ist es nicht verwunderlich, dass sich die Flaschenetiketten von Industrie- und Craftbier unterscheiden. Der Industrie geht es um Absatzzahlen. Daher bauen die meisten Hersteller auf simple Muster. Es muss nach „Premium“, „Tradition“, oder „Lokal“ aussehen. Gold und Silber, Jahreszahlen und Ursprungsbekundungen dominieren das Industrie-Label. Auf gewagte Farbkombinationen wird verzichtet, um ja niemanden zu irritieren.

Der Craft Brewer sieht das anders. Er sieht sein Produkt als ein Stück Individualität und Kunst an. Und so will er es auch nach außen repräsentiert wissen. Aus diesem Ansatz heraus entwickelt sich eine erstaunliche Vielfalt an Etiketten. Schaut man sich die Flaschen der De Molen Brauerei aus Bodegraven in den Niederlanden an, so bildet dies die eine Seite der Fahnenstange. Schwarze Schrift auf weißem Grund. Nicht mehr, nicht weniger. Die Flaschen erinnern eher an sorgfältig beschriftete Teile eines Chemiebaukastens oder Akten im Stasiarchiv als an Bierflaschen.

Das Konzept ist denkbar einfach: „Drin ist, was drauf steht!“ Wo bleibt die Kunst mag man sich jetzt fragen, doch die Antwort ist einfach. Diese Jungs arbeiten wie Vertreter der Molekularküche. Mit klinischer Präzision zerlegen sie Bier in seine Bestandteile. Und mit diesen arbeiten sie wie in einem Physiklabor. Jede Woche ein neues Bier. Wie Testreihen. Kochen auf diesem Niveau wird zweifelsohne als Kunst angesehen, und genauso steht es mit dieser Art des Brauens. „Hier ist mein Bier. Wie ich es gemacht habe, entnimmst du bitte dem Beipackzettel.“ Der soll auch nicht vom Produkt ablenken, er gibt nur demjenigen Informationen, der sie haben will und manchmal auch nur demjenigen, der in der Lage ist, diese zu verstehen. IBU, EBC, Amarillo Single Hop IPAish Strong Ale. Schlagworte die für einen Uneingeweihten auch in einem Pharma-Fachbuch stehen könnten. Bieresker Neo-Minimalismus. Klingt gleich nach Kunst, oder?

Und dann gibt es die andere Seite. Die verspielte, leicht verrückt wirkende. Flying Dog oder Mikkeller sind solche Vertreter. Hier gleicht jedes Etikett einem LSD-Rausch. Hat Flying Dog noch so etwas wie eine Corporate Identity, in Form des Hundethemas, weicht Mikkeller ganz vom Pfad der geistig Gesunden ab. Jedes Label ist komplett anders. Es gibt zwar vielleicht so etwas wie ein verbindendes Element, denn immerhin steht auf jeder Flasche Mikkeller drauf, aber ein verständliches Konzept gibt es nicht. Und so wird eben auch gebraut in diesen Schuppen. Was machen wir in Zukunft? Das Gleiche wie immer. Das worauf wir gerade Lust haben. Extrem soll´s sein. Süß, bitter, malzig, hopfig, fruchtig? Tageslaune entscheidet das. „Double, double toil and trouble; Fire burn, and caldron bubble.“ Wie Shakespeares Hexen wirken sie. Tun Unverständliches, aber zweifelsfrei Magisches. Ist das Produkt fertig, muss es etikettiert werden. Wie? Tageslaune entscheidet das. Ein wenig sollte es passen, aber hey, wer will denn zu engstirnig werden. Frei nach dem Leitsatz „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ kann vieles Kunst sein. Bei Mikkeller sind es eben manchmal Strichmännchen und bei Flying Dog in der Regel mit Höllenhunden gespickte Fieberträume.

Und in der Mitte, da liegt die große Spannweite der Kunst. Rebellische Graffitos, Comic, Grafik-Design und moderner Dekonstruktivismus. Alles schon gesehen auf Etiketten. Und das ist auch gut so. Denn ich will nicht nur Abwechslung in, sondern auch auf der Flasche. Denn das Auge trinkt nicht nur im Glas mit. Wie das umgesetzt wird, das ist mir egal. Ich kann auch allen Bierstilen etwas abgewinnen, warum sollte ich mich dann in der Optik einschränken? Nur – und das bekommen die Craft Brewer wesentlich besser hin als die Industrie – sollte ich das Jemandem überlassen, der sich damit auskennt. Zum Glück trinken kreative Menschen gern kreatives Bier. Daher mache ich mir um die Optik der kommenden Kreativbiere keine Sorgen. Einige wie ich finde schöne Beispiele für gelungene Optik findet ihr in der Slideshow.

(Autor: Markus)

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